Es ist kurz vor Mitternacht, als das Taxi den Parkplatz vor dem Flughafen verlässt. Auf einer mehrspurigen, gut beleuchteten Straße geht es einige Kilometer zügig voran, bis wir in eine dunkle, unheimliche Gegend gelangen. Hier sind nur wenige Menschen unterwegs, die sich an den Barracken herumdrücken und die ich um die Ecken huschen sehe. Eine Ziege, die an der Straße steht, wird vom Taxifahrer weggehupt. Ich bin kein Mensch, der sich schnell fürchtet. Ich säße nicht in diesem Taxi, wenn es so wäre. Doch jetzt gruselt es mich gewaltig. Vor uns stehen drei Männer regungslos am Straßenrand. Zwei stehen links, einer rechts, kerzengerade stehend blicken sie über die Straße hinweg, ihre nackten Oberkörper glänzen feucht vom Nieselregen im Lichtschein eines offenen Feuers. Himmel, die sehen aus, als ob sie auf uns warten. Der Taxifahrer gibt Gas und heizt mit einem Affentempo zwischen den jungen Männern durch, die sich nicht einen Millimeter bewegen. Was würde passieren, wenn wir hier mit dem Taxi stecken blieben? Was, wenn ich allein da draußen unterwegs wäre? Würde ich die nächste Stunde überleben? Oder spielt mir mein übermüdetes Gehirn einfach nur Streiche und alles ist völlig harmlos?
Nun werden wir doch angehalten. Ich kann nicht sehen, was los ist. Ich höre Stimmen draußen und hektische Bewegungen am Fenster, dann eine Taschenlampe, die mich blendet. Der Lichtstrahl wandert nach unten in den Fußraum des Autos. Nun kann ich draußen vor dem Fenster einen Mann in Uniform sehen, mit einer Taschenlampe und einer Maschinenpistole bewaffnet. Wir sind in eine Polizeisperre geraten. Indes unterhält sich der Taxifahrer mit einem anderen Polizisten und wir werden durchgewunken. Weiter geht es durch das nächste Ghetto: Madina, der Stadtteil, in dem Kofi wohnt.
Das Taxi biegt von der Straße ab, an der immer noch Barracken stehen und fährt einige Meter über eine Schotterpiste zu einer Mauer, die ein Grundstück einzufassen scheint. Hier ist also das Hotel. Das hohe Tor ist geschlossen. Kofi hat während der Fahrt telefoniert und uns angekündigt. Nun sind wir da und kommen nicht rein. Der Taxifahrer hupt. Meine Nerven sind zum Zerreißen gespannt. Was, wenn wir nicht reinkommen? Zwei Minuten später erscheint ein Gesicht an einem kleinen Ausguck in der Mauer neben dem Tor. Kurz darauf wird es geöffnet und das Taxi fährt durch das Tor, das sich gleich wieder hinter uns schließt.
Du verstehst es echt, diesen Blog spannend zu halten. Nicht nur dein Ghana-Tagebuch reizt mich, hier täglich vorbeizuschauen. Um es salopp auszudrücken, einfach geil diese Seite.
Vielen Dank, Chrisi. Solche Rückmeldungen halten mich am Laufen 🙂