Zwischenstation London-Heathrow! Wieder eine Premiere: das erste Mal auf der britischen Insel. Heute Morgen war mir gar nicht mehr wohl. Die letzte Nacht schlief ich sehr unruhig und langsam wird mir bewusst, wie unvernünftig ich bin. Ich reise ohne Reisegruppe und ohne Begleitung auf eigene Faust als weiße Frau nach Schwarzafrika. Aber jetzt gibt es kein Zurück mehr. Am Morgen fuhren meine Eltern mich zu dem Bus, der mich zum Flughafen in Hamburg bringen würde. Meine Mutter zitterte, als wir uns umarmten. Als ich mich umdrehte und mit meinen beiden Koffern und dem Handgepäck zum Bus ging, sah ich noch die Tränen in ihren Augen.
Auf der einstündigen Fahrt zum Flughafen fragte ich mich, wie es mir wohl in vierzehn Tagen geht, wenn ich wieder in diesem Bus sitze, dann aber vom Flughafen heimwärts. Was für neue Erfahrungen, welche Eindrücke werde ich von dieser Reise mitbringen? Himmel, ist das spannend! Ich reise ziemlich selten und habe den europäischen Kontinent bisher noch nie verlassen.
Der zweite Koffer ist randvoll mit Geschenken gefüllt. Ich habe in Erfahrung bringen können, dass es üblich ist und erwartet wird, Gastgeschenke für die afrikanischen Freunde mitzubringen. Also habe ich den Koffer mit Dingen vollgestopft, die die Welt nicht braucht: Von Baseball-Caps bis hübsch bestickte Handtücher, von Playboy-T-Shirts über Adidas-Herrendüfte, Freundschaftsbänder, Nageletuis, bemalte Tassen etc. Ich hoffe nur, dass das ganze Zeug den Flug unbeschadet übersteht.
In Hamburg eingecheckt, werde ich meine Koffer erst in Accra wiedersehen. Hoffentlich geht das gut und sie werden in das richtige Flugzeug umgeladen. Unruhig rutsche ich auf meinem Sitz hin und her. Der Zwischenaufenthalt hier auf dem Londoner Flughafen kommt mir unendlich lang vor. Das würde mir noch fehlen, wenn die Koffer verloren gehen. Nur mit den Klamotten am Leib und meinem Handgepäck komme ich nicht weit.
Habe ich eigentlich alle Papiere dabei? Nervös fummel ich an meiner Gürteltasche herum und hole den Inhalt heraus: Reisepass mit Visum, Flugtickets, Bargeld, Handy, Impfpass….. ach je, das mit den Impfungen war auch so ein Akt. Um ein Visum für Ghana zu erhalten, ist eine Gelbfieberimpfung erforderlich. Außerdem gibt es eine ganze Menge an Impf-Empfehlungen, die mich völlig verwirrt haben. Also ging ich vor zwei Monaten zu unserem örtlichen Institut für Tropenkrankheiten. Einige Zeit später fühlte ich mich selbst fast wie ein wandelnder Krankheitserreger: Gegen Diphtherie, Wundstarrkrampf und Polio war ich bereits geimpft. Nun kam noch Gelbfieber, Tollwut, Hepatitis A und B, Cholera und Typhus hinzu.
Als mein Hausarzt meinen bunten Impfausweis sah, sagte er lachend: „Nun bist Du ja gewappnet und kannst vor den Hyänen Lambada tanzen, während Du ihnen zurufst: ‚Beißt mich doch, beißt mich doch!‘ Du musst mir unbedingt berichten, wie es war, wenn Du wieder zurück bist.“
Ich werde bestimmt eine Menge zu berichten haben…
Allein der Flug nach London-Heathrow war schon aufregend und der Keks, der gereicht wurde, blieb mir im Hals stecken. Ich klebte förmlich am Kabinenfenster und staunte, wie geordnet, sauber und gepflegt die Londoner Vororte aussehen. Die Golfplätze schmiegen sich wie gemalt in die akkurat gestaltete englische Landschaft. Die Häuschen stehen adrett aufgereiht an den, wie mit Lineal und Geodreieck gezogenen Straßen. Und natürlich läuft der Verkehr verkehrt herum….ich meine Links und nicht Rechts rum…..ah je, ich kann nicht einmal mehr geradeaus denken.
Ich hole tief Luft und sehe mich auf dem Flughafen um. Heathrow kommt mir wesentlich größer und extravaganter vor als der Hamburger und die Toiletten sind phänomenal. Ich dachte, ich hätte mich auf eine Behinderten-Toilette verirrt, aber nein, alle anderen Abteile sind genauso groß und komfortabel.
Ich würde gerne eine Kleinigkeit essen, die Auslagen sehen toll aus. Ich habe aber keine britischen Pfund dabei, der Hunger muss also warten. Wichtiger ist jetzt, dass ich meinem Freund Kofi eine SMS schreibe und ankündige, dass ich nun in den Flieger Richtung Afrika steige. In sechseinhalb Stunden werde ich in Accra landen und er möge mich doch bitte hoffentlich vom Flughafen abholen.
Kofis Antwort-SMS kommt prompt: Er wird am Flughafen auf mich warten und ich soll mir keine Sorgen machen.
Na dann kann ja nichts mehr schiefgehen, oder?
Sehr lustig zu lesen. Freue mich schon auf die Fortsetzung und was Du erlebt hast.
LG
Herzlichen Dank für Deinen Kommentar, Kerstin. Ich freue mich sehr darüber und hoffe natürlich, dass Du und möglichst viele andere auch weiterhin Spaß daran haben. 🙂
Ich kenne zwar schon einiges von deiner Ghana-Tour, aber diese Version ist mir gänzlich neu. Freue mich auch auf die Fortsetzung.
Hey Chrisi, freue mich, Dich hier zu sehen. 🙂