Hunderte Kärntner werden mit dubiosen E-Mails überschwemmt. Sie sollen per „Western Union“ 1500 Euro zahlen.
„Das Wochenende war ein Wahnsinn. Ich habe dutzende E-Mails von Gästen, die oft schon vor Jahren bei mir übernachtet haben, bekommen.“ Die Inhaberin einer Pension in Klagenfurt ist mit ihren Nerven am Ende. Vergangene Woche wurde ihre E-Mail-Adresse gehackt. Internetbetrüger plünderten die Kontaktdatei und verschickten an alle Adressaten Bittschreiben, in denen eine Notlage der Kärntnerin vorgegaukelt wird.
Als „Soforthilfe“ wird um die Überweisung von 1250 englischen Pfund (rund 1500 Euro) gebeten. „Das ist ein Wahnsinn“, sagt die Betroffene. Zudem dürfte bei einem der Anhänge ein „Virus“ versteckt gewesen sein. „Ich konnte nicht einmal mehr auf meine eigene E-Mail-Adresse und muss meinen Computer wohl neu aufsetzen lassen. Wer bezahlt mir den Schaden?“
Die Pension-Inhaberin dürfte nicht die einzige Kärntnerin im Netz der Internetkriminellen sein. Der „Bettelbrief“ fand auch hunderte andere Empfänger. Im Kärntner Landeskriminalamt ist man „sensibilisiert“. Markus Plazer, stellvertretender LKA-Chef: „Solche Attacken finden in regelmäßigen Abständen statt. Einmal Briefe aus Nigeria, dann wieder aus Südafrika. Wir können nur zu erhöhter Vorsicht raten.“ Operativ beschäftigt sich im Landeskriminalamt eine eigene Abteilung mit Internetkriminalität. Eigene Statistiken über Betrugsfälle oder Betrugsversuche werden noch nicht geführt. Die Zahl der Anbahnungsmails steige aber kontinuierlich, bestätigt Plazer. „Trotz aller Warnungen finden sich leider noch immer Mitbürger, die Bittbriefe ernst nehmen und auch tatsächlich Geld überweisen“, sagt der erfahrene Polizeijurist.
Spuren führen ins Ausland
Wenn jemand tatsächlich eine Überweisung mit „Western Union“ tätigt, solle dies in jedem Fall angezeigt werden. „Die Verfolgung der IP-Adressen führt meist ins Ausland. Wenn kein nachweislicher Schaden entstanden ist, stehen die Chancen auf die Eröffnung von Ermittlungsverfahren durch die Staatsanwaltschaft aber eher schlecht“, weiß Plazer.
Und was rät der Experte den Internetnutzern? „Ein stets aktualisiertes Virenschutzprogramm ist einfach ein Muss. Zudem sollte die E-Mail-Adresse immer möglichst lang sein und aus einer Kombination aus Groß- und Kleinbuchstaben sowie Ziffernfolgen bestehen. Auch sollte man der Versuchung, seinen E-Mail-Postkasten in Internetcafés zu durchforsten widerstehen.“ Die Gefahr, so Plazer lauere immer – und überall.
Original-Artikel: Kärnten Thema: Internetbetrüger bitten um „Hilfe“ > Kleine Zeitung.